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  • Brandanschlag in dem katholischen Dorf Khopibung, bei dem 44 Häuser niedergebrannt und eine katholische Kirche zerstört wurden. (Bild: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Mgr. Dominic Lumon, der Erzbischof der Diözese Imphal (Bild: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Brandanschlag auf die Pfarrei Holy Redeemer in Canchipur, Erzdiözese Imphal, Manipur (Indien) am 03.05.2023. (Bild: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Brandanschlag auf die Pfarrei Holy Redeemer in Canchipur, Erzdiözese Imphal, Manipur (Indien) am 03.05.2023.(Bild: «Kirche in Not (ACN)»)

Manipur: „Wenn die Regierung nicht eingreift, könnte das monatelang so weitergehen“

Der Erzbischof von Imphal in Manipur, Indien, berichtet, dass die Gewalt in diesem Bundesstaat nach wie vor andauert. Er vermisst eine ausreichende Reaktion der Zentralregierung unter Premierminister Narendra Modi.

Vier Monate nach den ersten Ausbrüchen im Mai wütet die Gewalt im indischen Bundesstaat Manipur noch an verschiedenen Orten, so Erzbischof Dominic Lumon von der Diözese Imphal. In einem Telefongespräch mit dem internationalen Hilfswerk «Kirche in Not (ACN)» sagte der Erzbischof, dass die Lage sich noch über viele weitere Monate hinziehen könnte, sollte die Zentralregierung nicht entschiedener handeln: „Wir hoffen, dass die Zentralregierung eingreift. Wenn sie ‚Stopp‘ sagt, wird die Gewalt meiner Meinung nach aufhören. Wenn jedoch niemand eingreift, wird sie noch viele Monate anhalten.“

In diesen Monaten der Gewalt war die Stille von Premierminister Narendra Modi auffällig. Er hat Manipur seit Beginn der Gewalt nie besucht. „Wir haben bislang nicht viel von ihm gehört, obwohl bereits mehr als vier Monate vergangen sind. Nur einmal, als Videos auftauchten, in denen zwei Mädchen nackt zur Schau gestellt wurden, hat er sich geäussert. Doch zum Thema der Gewalt im Allgemeinen hat er bisher nichts gesagt.“ Als die ersten Konflikte im Mai ausbrachen, leistete «Kirche in Not (ACN)» umgehend Nothilfe, um die Ortskirche bei ihren Bemühungen zu unterstützen, den Opfern der Gewalt die dringend benötigte Grundversorgung zukommen zu lassen. Seitdem hat das Hilfswerk kontinuierlich Kontakt mit der Ortskirche gehalten.

Interethnischer und interreligiöser Konflikt
Medienberichte sprechen von mindestens 185 Todesopfern bei den Unruhen, die als interethnische Kämpfe zwischen der Mehrheitsgemeinschaft der Meitei und den Minderheitenstämmen der Kuki-Chin begannen. Der Konflikt hat aber auch eine interreligiöse Dimension angenommen, da die Meitei größtenteils Hindus sind, während die Kuki-Chin hauptsächlich dem christlichen Glauben angehören. Hunderte von Kirchen und kirchlichen Gebäuden wurden zerstört, einschliesslich solcher, die den christlichen Meiteis gehörten. Daraus schließen die Kirchenführer, dass auch die religiöse Verfolgung von Christen in dieser Krise eine Rolle spielt.

„Die rachsüchtige Art und Weise, wie sie Statuen zerstört haben – sie haben alles verwüstet und zerstört, und dann sind sie verschwunden“, sagte Erzbischof Dominic Lumon bezüglich der Zerstörung einer grossen Kirche und eines Pastoralzentrums. „Als das Feuer gelöscht war, kehrten sie zurück, um sicherzustellen, dass die Kirche völlig zerstört worden war. Diese Kirche gehört nicht nur den Kukis, sie gehört uns allen. Wir können erkennen, dass die Verantwortlichen aus Hass auch gegen das Christentum handeln, da Meitei-Kirchen zerstört wurden und religiöse Führer, die keine Kuki sind, ebenfalls aus Imphal fliehen.“ Die schlimmsten gewalttätigen Banden agieren bewaffnet und ungestraft, was den Erzbischof zu der Schlussfolgerung veranlasst, dass sie möglicherweise Unterstützung und Schutz genießen, auch wenn er nicht weiss, von wem.

Religionen rufen zum Frieden auf
Angesichts dieser Realität tut die katholische Kirche, was sie kann,und stellt für Tausende von Menschen sofortige Hilfe und Unterstützung, bereit, insbesondere für etwa 2 400 Familien, die sich in einer besonders schwierigen Lage befinden und von denen viele noch in Lagern leben. Die Kirche hat auch viel in den Dialog mit anderen Religionsführern investiert, um zu versuchen, die Spannungen abzubauen: „Wir haben ein interreligiöses Forum für Frieden und Verständigung gegründet und sind bereits neun Mal zusammengekommen. Wir werden die Oberhäupter der beiden Gruppen zusammenbringen, um den Banden zu sagen, dass sie die Gewalt beenden sollen. Ob wir Erfolg haben werden oder nicht, ist ungewiss. Es ist aber unsere Pflicht, ihnen zu sagen, dass sie die Gewalt beenden sollen. Der Weg zum Frieden führt nur über den Dialog, und das werden wir betonen. Abgesehen davon können wir nur an die lokale Regierung und an die Zentralregierung appellieren, einzugreifen und die Gewalt zu beenden.“

Erzbischof Dominic bat ausserdem die internationale Gemeinschaft, für den Frieden zu beten und die Situation nicht zu einem weiteren vergessenen Konflikt werden zu lassen. „In der Erlösungsgeschichte traten immer dann Schwierigkeiten auf, wenn Israel das Gebet und Gott vergaß. Wir müssen mehr beten, wir müssen uns an Gott wenden und seine Gebote befolgen. Dann wird er uns nahe sein, uns Mut geben und uns bei der Lösung der Probleme und Fragen helfen. Daher ist das Gebet absolut notwendig.“ In ganz Indien beteiligen sich Katholiken an Lichterprozessionen. Viele Menschen beten in Solidarität mit Manipur und marschieren an vielen Orten für den Frieden. Ich habe das Gefühl, dass Gott die Gebete dieser Menschen erhört, und hoffentlich wird es bald eine Lösung für dieses Problem geben“, schloss er.