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  • Direktorin, Schwester Nicolas Akiki in einem beschädigten Trakt des Holy Rosary Hospitals.
  • Ordensschwestern und eine Pflegerin trauern um eine bei der Explosion getöteten Schwestern.
  • Schwester Nicolas spricht mit einem Patienten.
  • Eine Schwester schaut vom Dach des Krankenhauses auf das zerstörte Hafenviertel von Beirut, Libanon.

Libanon: Eine Perle der Nächstenliebe soll wieder glänzen „Kirche in Not“ unterstützt den Wiederaufbau eines katholischen Krankenhauses in Beirut

von Maria Lozano und Tobias Lehner

„O mein Gott“, ruft Schwester Nicolas Akiki aus, die Direktorin des „Holy Rosary Hospital“ in Beirut. Es ist das erste Mal, dass sie zusammen mit einem Team des weltweiten katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ einige Stockwerke des Krankenhauses betritt, das ihr Orden im Stadtteil Gemmayzeh (Gemmyzé) im Nordwesten der Stadt betreibt. Es liegt nur wenige hundert Meter vom Hafen entfernt, wo am 4. August die Hölle über die libanesische Hauptstadt hereinbrach: 2700 Tonnen Ammoniumnitrat gingen in die Luft – eine der größten nichtnuklearen Explosionen der Geschichte.

Im Umkreis von Kilometern ist kaum ein Gebäude unversehrt. Auch nicht das Krankenhaus von Schwester Nicolas. Die Ordensfrau legt die Hand auf ihr Herz und kämpft gegen die Tränen. Sie schweigt, aber ihr Gesicht verrät ihren Schmerz. Ihr Lebenswerk, die Arbeit vieler Jahre wurde durch die Explosion innerhalb von sieben Sekunden zerstört. „Das Krankenhaus war eine Perle von Beirut“, sagt sie später, als sie sich vom ersten Schock erholt hat.

Zerstörung überall

Auch die Wohnung der Schwestern im obersten Stock des Krankenhauses wurde in Mitleidenschaft gezogen; eine Wand stürzte ein und verletzte eine Schwester am Arm. „Die Fenster sind in tausend Splitter zerborsten. Auch einige Zimmerdecken sind eingestürzt. Trotz aller Traurigkeit bin ich dankbar, dass Gott und die Muttergottes vom Rosenkranz uns beschützt haben“, sagt Schwester Nicolas und zeigt auf eine Marienstatue im Korridor des Klostertrakts.

Ein weiteres Mitglied des Konvents, Schwester Arlette, erzählt: „Ich war im Badezimmer und wollte gerade Medikamente holen. Da hörte ich eine Stimme, die zu mir sagte: ,Geh weg, geh weg’. Ich trat einen Schritt zurück und genau in dem Moment stürzten der Spiegel und Teile der Badezimmerdecke herunter.“

Das Krankenhaus der Rosenkranz-Schwestern verfügte vor der Explosion über 200 Betten, moderne Forschungslabore und Operationssäle, auf insgesamt 18 Stockwerke verteilt. 80 Ärzte und 92 Pflegekräfte arbeiteten hier. Momentan ist alles zurückgefahren. Pflegedienstleiterin Schwester Clotilde berichtet, dass viele Pflegekräfte traumatisiert sind, einige wurden bei der Explosion verletzt und Jacqueline, eine 60-jährige Krankenschwester, kam ums Leben. Ein Porträt im Eingangsbereich des Krankenhauses mit einer brennenden Kerze davor erinnert an sie.

Auf zwei Stockwerken geht die Arbeit weiter

Aktuell sind nur noch zwei Stockwerke funktionsfähig. Einer der Aufzüge konnte repariert werden, um die Patienten in den OP zu bringen. Auch eine Ambulanz für Corona-Test ist eingerichtet. Die Ordensfrauen führen die Klinik, arbeiten auf den Stationen und sind auch seelsorgerisch für die Patienten da. „Ohne sie wäre das Krankenhaus nicht das, was es ist. Sie sind die Kraftquelle unserer Arbeit“, sagt Maron Rabash, der seit 28 Jahren als Anästhesist hier arbeitet. „Dieses Krankenhaus mit seinem christlichen Charakter wird in Beirut sehr dringend gebraucht. Viele Patienten kommen hierher, weil sie wissen, dass sie nach ethischen Werten behandelt werden.“
Unter den Patienten seien auch viele arme Familien, die infolge von Wirtschaftskrise und Inflation alles verloren haben, erzählt Schwester Nicolas: „Manchmal können sie nicht zahlen, dann sage ich, dass sie auch in Raten oder später bezahlen können.“


Niemals aufgeben

Die Schwestern sind an schwere Zeiten gewohnt. Sehr präsent sind die Erfahrungen aus den Jahren des Libanesischen Bürgerkriegs (1975-1990). „Da unser Krankenhaus zwischen den Wohnvierteln von Angehörigen verschiedener Religionen liegt, war unser Krankenhaus damals Zufluchtsort für alle – ohne jede Diskriminierung“, erklärt Schwester Nicolas. Selbst als es monatelang kaum Lebensmittel gab, machten die Schwestern weiter.
Das tun sie auch jetzt: Die Schwestern haben mehrere internationale Organisationen und Regierungsstellen um Unterstützung gebeten, damit sie ihr Krankenhaus wiederaufbauen können. Auch „Kirche in Not“ hat Hilfe zugesagt und unterstützt die Renovierung des Konvents. „Ich weiß, dass Gott mit uns ist“, bekräftigt die Direktorin Schwester Nicolas. „Mit der Hilfe so vieler Menschen, die uns auch jetzt nicht allein lassen, werden wir unsere Arbeit fortsetzen können. Wir werden aus den Trümmern auferstehen.“

Einen Videoclip über die Arbeit und die schwierige Lage der Schwestern im „Holy Rosary Hospital“ finden Sie unter: www.katholisch.tv/detail/nach-der-explosion-in-beirut-die-rosenkranzschwestern-sind-den-menschen-nahe_2427
Um den Wiederaufbau im Krankenhaus der Rosenkranzschwestern, die Instandsetzung weiterer zerstörter Gebäude und die karitative wie pastorale Arbeit der Kirche für die Überlebenden der Explosionskatastrophe in Beirut weiterhin unterstützen zu können, bittet „Kirche in Not (ACN)“ um Spenden.