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  • Pater Paolo Braghini bei seiner pastoralen Arbeit mit den Ticuna im brasilianischen Amazonasgebiet (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Franziskanerpater Paolo Braghini ist Seelsorger im brasilianischen Amazonasgebiet (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Kinder der Ticuna mit Fr. Lourival und Fr. Paolo Braghini, die ACN für die gespendete Kinderbibel in der Ticuna-Sprache danken. (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Pater Paolo Braghini auf dem Boot. (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)

Brasilien: Franziskaner schützen die Kultur der Ticuna und den Regenwald

Die Mönche des Kapuzinerordens leisten Evangelisierungsarbeit und helfen dem indigenen Volk der Ticuna. Unterstützt von «Kirche in Not (ACN)», tragen sie so zum Erhalt des Amazonas-Regenwaldes bei.

„Ich habe diesen Ort noch nie verlassen, ich weiss nichts von der Welt. Aber ich glaube an Gott. Er schenkt mir ewiges Leben. Ich habe die Mönche hierher gerufen, um meine Kinder zu taufen. Niemand soll sterben, ohne von Gott erfahren zu haben. Jetzt stehen die Namen aller meiner Kinder im Himmel geschrieben.“ Das sagt Sônia Pinheiro, Stellvertretende Ortsvorsteherin von Enepü und Angehörige des Volkes der Ticuna. Dabei spricht sie nicht nur von ihren eigenen biologischen Kindern, sondern von der gesamten Gemeinschaft. Um nach Enepü zu gelangen, müssen die Kapuziner von Belém do Solimões – einem Dorf in der gefährlichen Region des brasilianischen Amazonas-Gebietes an der Grenze zu Kolumbien und Peru – zuerst vier Tage mit dem Boot zurücklegen und anschliessend mehr als sechs Stunden in einem unbequemen Kanu, dem einzigen Transportmittel, mit dem die schmalen Wasserläufe in dieser Gegend befahren werden können. Ohne die materielle Unterstützung seitens «Kirche in Not (ACN)», beispielsweise in Form von Treibstoff, wäre die Mission der Mönche so gut wie unmöglich.

Die Ticuna sind die Hüter des Regenwalds
Zu Sônia Pinheiros Gemeinschaft gehören ungefähr 30 Menschen, wobei sie dies nicht genau sagen kann, da es in der Sprache der Ticuna keine Wörter für Zahlen über 10 gibt. Trotzdem kennt sie alle mit Namen und trägt sie im Herzen, wie es eine Mutter tun würde. Sie sagt, dass die Mönche die einzigen Aussenstehenden seien, die sie besuchen kommen. Andere Gruppen, die das Gebiet aufsuchen, seien häufig bewaffnet und nur daran interessiert, den Wald abzuholzen. Wie sie sagt, gab es in der traditionellen Kultur der Ticuna bereits die Vorstellung von einem Gott. Doch sie fühlten sich bei weitem mehr geliebt, seit sie erfahren haben, dass Jesus auch für sie gekommen ist und dass sie eine Mutter haben, die im Himmel ihre Fürsprecherin ist.

Schutz der Kultur und des Territoriums
Die Kapuziner sind seit 1910 in der Region präsent. Bereits lange bevor der Umweltschutzgedanke Bedeutung erlangte, halfen sie der indigenen Bevölkerung, auf ihrem angestammten Territorium zu bleiben, indem sie ihre Kultur schützten und das Evangelium in ihr Leben brachten. In dieser Zeit hat die Gemeinschaft der Franziskaner miterlebt, wie ein jegliches Gebiet, wann immer die indigene Bevölkerung listenreich dazu bewegt worden war, ihr Territorium zu verlassen, innerhalb von nur sechs Monaten durch Fällen der Bäume, Raubfischerei, Jagd und Bergbau, Drogenhandel und andere Übel zu Grunde gerichtet wurde. Eigentlich seien die Indigenen die natürlichen Wächter dieser Wälder, erklären die Kapuziner.

Herausforderungen der Moderne dringen an den Amazonas
So wie die Mönche die Ticuna in der Vergangenheit vor der Sklaverei bewahrt haben, helfen sie heute den neuen Generationen, sich vor modernen Formen der Unfreiheit wie Alkoholismus und Selbstmord zu schützen, die mit dem Vordringen der modernen Welt in den Regenwald stark zugenommen haben. Das Hilfsmittel ist immer dasselbe: Die Mönche leben das Evangelium unter ihnen. „Als ich zum ersten Mal hierher kam, spürte ich rasch die tiefe Freude, mit einem bescheidenen Volk zu leben, mit Menschen, die uns durch ihr Leben evangelisieren und die mir geholfen haben ein besserer Franziskaner zu werden. Ich glaube, dass es dem Heiligen Franziskus gefallen hätte, hier unter ihnen zu leben, denn sie haben eine natürliche Einfachheit, Brüderlichkeit und leben im Einklang mit der Natur. Die Natur ist ihr Zuhause und sie verstehen es, sich von der Natur umsorgen und behüten zu lassen. Wenn ich mich hier verirren würde, könnte ich vielleicht drei oder vier Tage lang überleben. Aber sie wissen, wie man sich einen Unterstand baut und wie man Nahrung Wasser und sogar Medizin in der Natur findet“, sagt Pater Paolo Braghini, der zurzeit die Mission von Belém do Solimões leitet.

Wechselseitige Wertschätzung und Zusammenarbeit
Die Gemeinschaft von Enepü ist ein Beispiel für diese Beziehung. Die Indigenen sorgen für den Unterhalt der Kapuzinermönche, indem sie ihre Früchte, Fische und alles andere, das sie fangen oder sammeln, mit ihnen teilen. Womit sie nicht helfen können, ist das Material für die Evangelisierungsarbeit der Mönche. Dazu gehören Boote und Treibstoff, damit die Mönche weitere Gemeinschaften besuchen können, aber auch ein Haus, um neue Berufungen aufzunehmen. Was dies anbelangt, sind die Mönche für die Unterstützung durch «Kirche in Not (ACN)» sehr dankbar. Anstatt den Ticuna ihre eigenen Gewohnheiten aufzudrängen, tun die Mönche ihr Bestes, um von ihnen zu lernen. Dazu gehört auch der Versuch, die schwierige Sprache zu beherrschen, auch wenn, wie Pater Paolo sagt „Worte für sie nicht sonderlich wichtig sind. Sie hören mit ihren Herzen. Sie haben eine sehr scharfe, stark ausgeprägte Feinfühligkeit. Sie verstehen mit dem Herzen. Wenn man sich ihnen ganz hingibt, dann geben sie ihr Leben für einen. Aber wenn man Vorurteilen ihnen gegenüber hegt, dann erkennen sie das sofort.“

Die Kapuzinerbrüder am Amazonas brauchen nicht viel, um für die Menschen da zu sein. Schon mit einer kleinen Spende ermöglichen Sie dieses oder ähnliche kirchliche Projekte, die den Menschen in Brasilien zugute kommen. Danke für Ihr Mitgefühl!