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Bischof Werth aus Sibirien zu Gast in Luzern LU, Ettingen BL und Mariastein SO

Bischof Joseph Werth SJ war am Wochenende des 3./4. August 2019 in der Stadt Luzern und im Grossraum Basel zu Gast. Er feierte verschiedene Heilige Messen. In den Predigten berichtete der Bischof über die Situation der katholischen Kirche in Sibirien und die Hilfe von «Kirche in Not» vor Ort. Der Bischof hat seinen Sitz in der westsibirischen Stadt Nowosibirsk.

Bischof Joseph Werth steht der Diözese „Verklärung des Herrn“ seit dem Jahr 2002 vor. Im Jahr 2018 stellte das Hilfswerk rund CHF 3 Mio. für Projekte in Russland zur Verfügung.

Harter Alltag in Sibirien
Der Zerfall der Sowjetunion brachte eine grosse Veränderung für die Menschen in ihrem Alltag. Viele haben noch immer Mühe, sich in den neuen freiheitlichen Lebensumständen zurechtzufinden. Während die jüngere und gut ausgebildete Generation mit den politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen umzugehen weiss, bekunden ältere Leute und sozial Benachteiligte Schwierigkeiten damit. Die nicht mehr vorhandene staatliche Rundumversorgung stürzt sie in Orientierungs- und Haltlosigkeit. Als Folge davon sind Arbeitslosigkeit, Armut, Alkohol- und Drogenabhängigkeit verbreitet und eine gestiegene Kriminalität sowie Gewalt in der Familie. Die Landflucht führt die Menschen in die Grossstädte, in welchen der Wohnraum teuer ist. Obdachlosigkeit ist ein weit verbreitetes Phänomen auf den Strassen in der westsibirischen Metropole. Dazu kommen die harten äusseren Umstände wie tiefe Wintertemperaturen, in denen das Thermometer bis auf -60 Grad sinken kann.

Hilfe in einem der grössten Bistümer der Welt
Die Diözese “Verklärung des Herrn” in Westsibirien erstreckt sich über ein Gebiet von zwei Millionen Quadratkilometern (47 x die Grösse der Schweiz). In diesem Bistum leben geschätzte 500 000 Katholiken. Die meisten von ihnen sind deutsch-, polnisch- oder ukrainischstämmig. Der viele Jahrzehnte dauernde Kommunismus liess bei vielen Menschen das religiöse Bewusstsein verschwinden. Für die katholische Kirche gilt Russland selbst rund 30 Jahre nach Ende des Kommunismus nach wie vor als Land, in dem auch die Katholiken wieder für ihren Glauben gewonnen und überzeugt werden müssen. Nur knapp 2% aller Katholiken nehmen am Sonntag an Gottesdiensten teil. Diese Kirchenferne äussert sich finanziell in geringen Zuwendungen durch die Gläubigen, was die Hilfe von ausländischen Hilfswerken wie «Kirche in Not» für die Kirche in Russland nötig macht. So unterstützt das Hilfswerk Ordensschwestern, die karitativ tätig sind: Sie verteilen Nahrungsmittel an Obdachlose, kümmern sich um vernachlässigte Kinder und schenken Todkranken Trost und ein würdiges Ende. Bischof Werth lobt das grosse Engagement der Ordensschwestern in seiner Diözese: „Der Einsatz der Schwestern für Kinder, Jugendliche, Arme, Kranke und Obdachlose ist nicht hoch genug einzuschätzen. Sie leben und arbeiten völlig selbstlos.“

Ein deutschsprachiger Bischof im Herzen Sibiriens
Joseph Werth wurde 1952 in Karaganda, Kasachstan, als zweitältestes von elf Kindern geboren. Er stammt aus einem gut katholischen Elternhaus. Sein Vater war Wolgadeutscher. 1975 trat Joseph Werth den Jesuiten bei und empfing 1984 die Priesterweihe. 1991 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Apostolischen Administrator von Sibirien ernannt. Die Infrastruktur der katholischen Kirche musste nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion praktisch von Grund auf neu erstellt werden. Trotz dieser gewaltigen Herausforderung überwog das Gefühl, den Glauben wieder frei leben und sich ohne Angst zu Gott bekennen zu können. In den letzten Jahren gelang es, viele bis anhin im Verborgenen lebende Glaubende dazu zu bringen, öffentlich zu ihrem Glauben und zur Kirche zu stehen.

Fotos:   

  1. Portrait von Bischof Joseph Werth SJ (Bild: «Kirche in Not»)
  2. Bischof Werth während eines Besuchs in D-Königstein (Bild: «Kirche in Not»)
  3. Eine Ordensschwester beim Religionsunterricht, Sibirien (Bild: «Kirche in Not»)
  4. Eine Ordensfrau der Kathedrale in Nowosibirsk, Sibirien (Bild: «Kirche in Not»)