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  • Eine Christin mit ihrem Kind in Nigeria (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Msgr. Obiora Ike aus Nigeria (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Msgr. Obiora Ike und Tobias Höppel, Informationsbeauftragter bei «Kirche in Not (ACN)» CH/FL (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Eine Muslimin in Nigeria (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)

Monsignore Obiora Ike kritisiert Nigeria als Land mit gewalttätiger Islamisierung

Der nigerianische Msgr. Obiora Francis Ike, der vom 12. bis 20. März 2022 auf Einladung von «Kirche in Not (ACN)» die Gemeinden der Deutschschweiz besuchte, sprach bei seinem Besuch in Freiburg eine eindringliche Warnung aus: Sein Land Nigeria, das fast 23 Mal so gross ist wie die Schweiz, wird vom dschihadistischen Terrorismus heimgesucht, der das Land in ein islamisches Sultanat verwandeln will. Die meisten Opfer sind Christen.

Text: Jacques Berset

"Ihr im Westen habt eure Werte verloren, ihr lebt in Gleichgültigkeit und Relativismus! Verlasst eure Komfortzone, wacht auf, erkennt die Gefahr: In meinem Land, Nigeria, wollen dschihadistische Terroristen, die von lokalen Politikern und den Golfstaaten finanziert werden, das Land islamisieren, mit der Komplizenschaft unserer oft korrupten und komplizenhaften Behörden...", so Msgr. Ike.

Täglich explodieren Bomben
In der Tat fliesst täglich Blut in diesem grossen westafrikanischen Land mit fast 210 Millionen Einwohnern, das am Golf von Guinea zwischen Benin, Kamerun, Niger und Tschad liegt. In Nigeria gibt es aufgrund der Gewalt fast 2,5 Millionen Binnenvertriebene, 30.000 Menschen wurden getötet, mehr als 10.000 Menschen wurden entführt, um Lösegeld zu erpressen. Die meisten von ihnen sind Christen, die Opfer eines regelrechten Entführungsgeschäfts in den Händen von Terroristen oder einfachen Banditen geworden sind. "Die Armee und die Polizei schützen uns nicht, das ist eine echte Enttäuschung", konstantiert der Besucher aus Nigeria.

Mehrheit der Opfer sind Christen
Die meisten Opfer sind Christen - die die Hälfte der Bevölkerung ausmachen -, die von den islamistischen Terroristen von Boko Haram ins Visier genommen werden, aber auch von schwer bewaffneten Fulani-Hirten, nomadischen Stämmen, die auch Foulani genannt werden und die nicht davor zurückschrecken, Dörfer zu plündern und zu töten.
"Es ist das westliche Narrativ, das behauptet, dass die Gewalt zwischen Fulani-Hirten und sesshaften Bauern auf den Klimawandel und die Wüstenbildung zurückzuführen sei, welche die Viehzüchter aus dem Norden dazu veranlassten, weiter nach Süden in das Gebiet der Bauern zu ziehen. Dieser Konflikt hat in manchen Jahren mehr Todesopfer gefordert als der Aufstand der islamistischen Sekte Boko Haram. In der Realität ist der Klimawandel nicht die wahre Ursache. Die Foulani haben jahrhundertelang mit uns gelebt, aber seit einigen Jahren sind sie aggressiv geworden, sie werden von reichen Nigerianern und den Golfstaaten bewaffnet und finanziert, mit einem klaren Plan: das Land zu islamisieren!"

Engagiert für die rechten der Menschen
Abwechselnd Englisch und perfektes Deutsch, das er sich während seiner Studienjahre in Österreich und Deutschland angeeignet hat, erklärt Obiora Ike, Professor für Ethik und interkulturelle Studien an der Godfrey Okoye Universität in Enugu im Südosten Nigerias, dass es in 40 Diözesen des Landes Angriffe von Foulanis gibt. Der leidenschaftliche Menschenrechtsaktivist, der auch Vorsitzender von Globethic.net ist, einer NGO mit Sitz in Genf, die einen beratenden Status beim ECOSOC, dem Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen, hat, betont, dass die Sekte Boko Haram derzeit noch gefährlich ist.
Zwar wurde der Anführer von Boko Haram, Abubakar Shekau, am 19. Mai 2021 im Sambisa-Wald getötet, doch die Gruppe hat in einigen Regionen die Sphären der Armee, der Polizei und der Politik infiltriert. Sie behält eine starke lokale Verwurzelung, während ihre Rivalen, die ISWAP-Terroristen (Abkürzung für die Westafrikanische Provinz des IS), vor allem aus dem Ausland kommende Söldner sind.

Staat schützt die Christen nicht
Der ehemalige Generalvikar der Diözese Enugu, einem der 36 Bundesstaaten der Bundesrepublik Nigeria, zögert nicht, Muhammadu Buhari, der seit 2015 Präsident des Landes ist und selbst ein Foulani ist, in die Verantwortung zu nehmen. "Die Politik der Islamisierung des Landes ist eine Realität, es ist eine Regierungspolitik, die sich gegen Christen richtet, alle Rädchen der Macht sind in den Händen der Muslime, die Regierung, die Armee, die Polizei, die Geheimdienste, die Justiz ... Sie arbeiten zusammen. Von den 36 Bundesstaaten haben 12 bereits die Scharia, das islamische Recht, auf ihrem Gebiet eingeführt, und das verstösst gegen die Verfassung. So kann man Dieben die Hand abhacken und Ehebrecherinnen steinigen. Es gibt zwar gemässigte muslimische Führer, die für eine friedliche Koexistenz zwischen Muslimen und Christen plädieren, aber das ist bei weitem nicht die Mehrheit. Die meisten muslimischen Führer schauen weg! Wo sind die westlichen Demokratien, wenn Christen in Nigeria verfolgt werden? In erster Linie stehen wirtschaftliche Interessen im Vordergrund... Der Westen meint es nicht ernst mit der Unterstützung der Christen in Afrika! Die Kirchen in Afrika fragen sich, ob Europa noch christlich ist!"

«Kirche in Not (ACN)» unterstützt die katholische Kirche in Nigeria durch Stipendien für die Ausbildung von Priestern und Hilfe für Ordensschwestern. Das Hilfswerk stellte im Jahr 2020 über CHF 1,5 Millionen für Projekte zur Verfügung.

Katholischer Priester und starker Verfechter der Menschenrechte.
Obiora Francis Ike wurde 1956 in Gusau im Nordwesten Nigerias geboren, wohin seine Eltern ausgewandert waren. Er gehört der ethnischen Gruppe der Igbos (die oft auch Ibos geschrieben werden) an, einer überwiegend christlichen Gruppe, die im Südosten Nigerias sehr einflussreich ist. Seine Eltern mussten die mehrheitlich muslimische Region nach dem Biafra-Krieg verlassen.

Mit 22 Jahren erlangte Obiora F. Ike den "Bachelor" in Philosophie, nachdem er am Bigard Memorial Seminary in Enugu und am Iko Ekpene Campus studiert hatte. Anschliessend studierte er einige Jahre in Deutschland (Bonn) und Österreich (Innsbruck). Im Jahr 1981 wurde er vom Bischof von Feldkirch in Vorarlberg zum Priester geweiht. Er promovierte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn in Theologie und Philosophie und habilitierte sich 1986 in Sozialethik, Geschichte und Afrikastudien. Im selben Jahr kehrte er in seine Heimat zurück, wo er das Katholische Institut für Entwicklung, Gerechtigkeit und Frieden (CIDJAP) in Enugu, der Hauptstadt und grössten Stadt des Bundesstaates Enugu im Südosten Nigerias, gründete.

Father Obiora F. Ike wuchs ganz selbstverständlich als Kämpfer für Rassengleichheit, Frieden und Gerechtigkeit auf. Er gründete gut zwei Dutzend NGOs, die in den Bereichen christlich-muslimische Beziehungen, Ökumene, Bildung, Menschenrechte, Gerechtigkeit, Frieden und Entwicklung tätig sind. Professor Ike ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen und hat im Ausland bereits mehrere Preise und Auszeichnungen für seine Arbeit und sein Engagement erhalten. Der nigerianische Prälat ist der Gründer des Katholischen Instituts für Entwicklung, Gerechtigkeit und Frieden (CIDJAP) in Enugu. JB

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