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Luzern: Abt von Sury gedachte der verfolgten Christen

Das katholische Hilfswerk «Kirche in Not (ACN)» veranstaltete am Sonntag, 15. Januar 2023, in Luzern seine traditionelle Messe zum Gedenken an die verfolgten Christen, die in diesem Jahr von Peter von Sury, Abt der Benediktinerabtei Mariastein im Kanton Solothurn, musikalisch umrahmt von der Jodelgruppe Chriensertal.

Religiöse Verfolgung - nicht nur von Christen - nimmt weltweit stetig zu. Die christliche Gemeinschaft ist jedoch am stärksten bedroht: 200 Millionen Gläubige befinden sich auf einem Kreuzweg, so Jan Probst, Direktor der Schweizer Sektion von «Kirche in Not (ACN)».

Diskriminierung, Armut, Morde – Kampf um Menschenrechte

Geschäftsführer Probst nahm  Bezug auf die Tätigkeiten von «Kirche in Not (ACN)» in mehr als 150 Ländern. In letzter Zeit engagierte man sich für den Bau von rund 950 christlichen Kirchen, die gezielte Zurverfügungstellung von 1300 Fahrzeugen für Seelsorgeein­sätze und für den Lebensunterhalt von rund 1800 Ordensschwestern. Ferner wird jeder fünfte Priesteramtskandidat vom Hilfswerk unterstützt. Anlässlich eines Besuches in Niger wollte Jan Probst einem Einheimischen ein Bruder Klausen-Bild schenken. Er lebe in einem Flüchtlingslager und hätte keine Wand, wo er dieses Bild aufhängen könne, erklärte ihm der Beschenkte, welcher in absoluter Armut lebt, wie Millionen von Menschen auf der ganzen Welt. Die Lage der Menschenrechte und der Religionsfreiheit hat sich in der ganzen Sahel-Zone verschlimmert. Wir müssen wissen, dass alle fünf Minuten auf dieser Welt ein Christ zufolge seines Glaubensbekenntnisses ermordet wird. Die Situation für die Christen hat sich in letzter Zeit auch in Indien und Pakistan verschlechtert.

Der Kreuzweg der Christen von heute

In einer bis auf die letzten Reihen gefüllten Jesuitenkirche fragte sich der Abt von Mariastein, was «Kirche in Not» bedeute. Er erinnerte an die Wanderausstellung «Verfolgte Christen weltweit», die im Sommer 2020 von «Kirche in Not (ACN)» in der Basilika von Mariastein ausgestellt worden war. Sie erinnerte ihn an das Schicksal von mehr als 200 Millionen verfolgten Christen weltweit: 

"Besonders beeindruckend war die Tatsache, dass die verschiedenen Teile der Ausstellung direkt unter den 14 Stationen des Kreuzweges platziert wurden. Beide bilden eine Einheit: der Leidensweg von Jesus Christus damals und der Leidensweg von Millionen von Christen heute, beide untrennbar miteinander verbunden, das eine spiegelt das andere wider und erklärt es".

«Kirche in Not» sind auch Menschen in Not.

Für Peter von Sury ist die «Kirche in Not» auch der Kreuzweg bis heute: "Es sind also immer konkrete Personen, Personen mit einem Namen, mit einem eigenen und einzigartigen Schicksal, Personen mit einem Gesicht". Der Abt sprach dann über das Schicksal von John, einem 32-jährigen jungen Mann aus Nigeria. Er kam im März dieses Jahres mit einer Gruppe von Flüchtlingen aus der Ukraine in Mariastein an. Sie wurden in unmittelbarer Nähe des Klosters untergebracht. John befand sich zu Ausbildungszwecken in der Ukraine, als der Krieg ausbrach.

Da er kein Ukrainer ist, erhielt er keinen S-Status, sondern sollte nach Nigeria abgeschoben werden. "Er darf nicht arbeiten, obwohl er es gerne möchte und es an Arbeitskräften mangelt, das ist absurd, dabei ist Arbeit der sicherste Weg, um sich zu integrieren", sagt Abt von Sury. Der nigerianische Asylsuchende wehrt sich bislang erfolgreich und mit Hilfe von Juristen und einem Verein gegen seine Abschiebung. Er hat Angst, dass er bei einer Rückkehr in sein Land wie andere Mitglieder seiner Familie der islamistischen Organisation Boko Haram zum Opfer fallen könnte. Peter von Sury sagt: "Das ist Kirche in Not: Menschen in Not!".

Kirche in Not vor der eigenen Haustür

Die «Kirche in Not» ist auch bei uns zu Hause, meint der Abt von Mariastein und nennt die Zahl der Gläubigen, die im Jahr 2021 aus der katholischen Kirche in der Schweiz ausgetreten sind: "34'182. Das ist eine traurige Zahl... Es ist - geben wir es zu - die Kirche der Verwirrung, eine ratlose Kirche. Ein Priester hat mir erzählt, was das konkret bedeutet: Am Stephanstag war bei der Messe in einem Dorf in unserem Pastoralraum nur eine einzige Person anwesend.  Auf Dauer, so fährt er fort, schade dies der Freude am Glauben. "Kirche in Not - das bedeutet oft auch: Priester in Not, ein Aspekt, den wir nicht vergessen dürfen".

Eine besondere Notlage der Kirche, mit der er seit über zwölf Jahren persönlich konfrontiert ist und die ihn ebenfalls beschäftigt, ist die Aufarbeitung der Missbrauchskrise seitens der Orden. In wenigen Tagen findet das nächste Treffen mit Vertretern der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) und der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz (RKZ) statt, bei dem ich für die Ordensgemeinschaften anwesend sein werde, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Sexueller Missbrauch, Missbrauch geistlicher Macht, Korruption - die langfristigen Folgen sind verheerend für die Betroffenen, die Opfer und die Kirche. Sie sind noch lange nicht abgeschlossen. «Kirche in Not» bedeutet auch, und auch das tut weh, die sündige Kirche, die Kirche der Sünder, die «Kirche in Not» angesichts der Sünde".

Er schloss mit dem Aufruf, im Hinblick auf die vielen Situationen, in denen die Kirche in Not ist, nicht die Hoffnung und den Mut zu verlieren, denn dies ist nicht die Ausnahme, sondern die Kirche in ihrem normalen Zustand, die aus Heiligen und Sündern besteht.

Verfolgung von Christen in Mali

Der diesjährige Gedenkgottesdienst legte den Schwerpunkt auf die Verfolgung von Christen in Mali, wo dschihadistische Terrorgruppen im Norden und im Zentrum des Landes wüten. Ihre Gewalt richtet sich vor allem gegen die Sicherheitskräfte, aber auch gegen religiöse Führer. ACN erinnerte bei dieser Gelegenheit an das Schicksal von Pater Hans Joachim Lohre, von der Gemeinschaft der Afrikamissionare ("Weiße Väter"). Der deutsche Priester mit dem Spitznamen "Ha-Jo", ein leidenschaftlicher Verfechter des christlich-islamischen Dialogs, lebt seit 1992 in Mali. Er wurde am 20. November 2022 in der Hauptstadt Bamako von Unbekannten entführt. Er ist Leiter des «Zentrum für Glauben und Begegnung» und Dozent am Institut für islamisch-christliche Bildung (IFIC). Er ist außerdem nationaler Sekretär der Kommission für interreligiösen Dialog. Als Projektpartner von Kirche in Not (ACN) war er im vergangenen Sommer Gast des Hilfswerks in der Schweiz. Die Teilnehmer gedachten ausserdem besonders des Journalisten und Theologen Christoph Klein, der bei einem Bergunfall im argentinischen Patagonien ums Leben gekommen war. Er hatte in den letzten elf Jahren eng mit ACN zusammengearbeitet. 

Würdigende Wort zu Papst Benedikt XVI

Im Anschluss an den Gedenkgottesdienst fand Abt Peter würdigende Worte über den verstorbe­nen Papst Benedikt XVI. Er erinnerte sich an seine Maturazeit in Solothurn, wo ihm als Weihnachtsgeschenk das Buch “Einführung in das Christentum” von Joseph Ratzinger geschenkt wurde. Als Maturand hatte er damals noch keine Ahnung, dass diese Schrift sein späteres Leben entscheidend prägen würde. Es war aber das rechte Buch zur rechten Zeit, hat es doch viel zur Heranreifung seines Glaubens beigetragen. Später fand er dasselbe Buch als Ordensmann in der Klosterbibliothek Mariastein, mit einer Widmung des Verfassers versehen.
Der promovierte Kirchenrechtler aus Mariastein nahm in Rom an einem Kongress für Kirchenrecht teil, wo er Papst Benedikt XVI erleben konnte. Er sah, wie der Papst italienischen Erstkommunionkindern begegnete und ihnen von der Gnade und Liebe Jesu erzählte. Ich war damals verblüfft, wie es ihm gelang, den Zutritt zu den Kindern auf verständliche Weise zu schaffen.

Geschäftsführer Jan Probst bedankte sich herzlichst beim Hohen Gast aus der Nordwestschweiz für seinen Besuch, sowie die Mitwirkung beim Gedenkgottesdienst, und überreichte ihm als Dankeschön ein Paar Wanderstöcke, so ihm die Freiheit Ausflüge in die Natur erlauben wird.

Termin des Gedenkgottesdienstes für 2024

Auch im nächsten Jahr findet der Gedenkgottesdienst am 14.01.2024 in der Jesuitenkirche Luzern statt. Es erwartet Sie, wie jedes Jahr, ein spannender Gast, der der Messe vorstehen und predigen wird.

Mit Ihrer Spende können Sie die verfolgten und bedrängten Christen in Mali unterstützen.