Skip to navigation (Press Enter) Skip to main content (Press Enter)
  • Der Schweizer Pater Jens Petzold im Irak wird von «Kirche in Not (ACN)» unterstützt
  • Eine zerstörte Kirche in Karakosch, Irak
  • Irakische Christen kehren in die Ninive-Ebene zurück. Sie werden dabei von «Kirche in Not (ACN)» unterstützt.
  • Flüchtlinge im Irak. Viele irakische Christen konnten während der IS-Herrschaft auf «Kirche in Not (ACN)» zählen. Wir helfen ihnen auch beim Wiederaufbau.

Irak: Der Zürcher Jens Petzold im Zentrum des christlich-islamischen Dialogs

"Wir widmen uns dem christlich-islamischen Dialog. Dies geschieht vor allem durch das Zusammenleben und den spirituellen und intellektuellen Austausch", bezeugt Pater Jens Petzold. Der Mönch aus Zürich ist Leiter der kleinen chaldäisch-katholischen Klostergemeinschaft Deir Maryam Al-Adhra (Kloster der Jungfrau Maria) in Sulaymaniyya im irakischen Kurdistan, nicht weit von der iranischen Grenze entfernt.

Video: Pater Jens Petzold in der Rundschau von SRF   Video: Pater Jens Petzold bei Tele M1

Pater Petzold wird in eine alte Berliner Sozialistenfamilie hineingeboren, die mit Religion nichts anfangen kann. Dem Glauben wird im Elternhaus mit Argwohn begegnet – Jens Petzold wird nicht getauft – und schon seine Urgrosseltern kehrten der Kirche den Rücken. Wenige Jahre nach der Geburt von Jens zieht es die Familie Petzold in die Schweiz. Nach Beendigung der obligatorischen Schulzeit absolviert er eine kaufmännische Ausbildung bei der Schweizer Post, bei der er danach einige Jahre arbeitet. Nach dem Tod seiner Eltern spürt er, dass ihn die Frage nach Gott beschäftigt. Er entschliesst sich, seine Arbeit aufzugeben und zu reisen. Eines Tages steht er in der syrischen Wüste vor dem Kloster Mar Musa. Dort macht er starke Christus-Erfahrungen, woraufhin er sich taufen lässt.

Christen, Muslime und Jesiden
Unterstützt von den Jesuiten und Hilfswerken wie «Kirche in Not (ACN)» lebt die al-Khalil-Gemeinschaft seit 2012 im historischen Stadtteil Sabunkaran in Sulaymaniyya, bekannt als das "Viertel der Seifenfabrikanten".
Pater Jens arbeitet derzeit in dieser kurdischen Metropole mit fast 2 Millionen Einwohnern zusammen mit einer aus Bayern stammenden Nonne, Schwester Friederike Gräf, daran, einen Ort der Begegnung und des Austauschs mit der gesamten Bevölkerung aufzubauen: Kurden und Arabern, Christen, Muslimen und Jesiden, asiatischen Einwanderern, der einheimischen Bevölkerung und Kriegsvertriebenen.

Kurdistan - eine Zwischenstation für Christen vor der Auswanderung
Von 2014 bis 2017 war das Kloster der Jungfrau Maria in Süleymaniah mit der Not der Flüchtlinge konfrontiert, die während der Offensive der Terroristen von Daesh, dem IS, aus den christlichen Dörfern der Ninive-Ebene vertrieben worden waren. Die von Jens Petzold geleitete Einrichtung hatte damals 250 christliche Flüchtlinge aufgenommen, die unter anderem aus dem syrisch-katholischen Ort Qaraqosh und dem hauptsächlich von syrisch-orthodoxen Christen bewohnten Bartella stammten.
Viele von ihnen gingen nach Ankawa, dem christlichen Vorort von Erbil in Kurdistan, doch für viele war dies nur eine Zwischenstation vor ihrer Auswanderung. Andere gingen zunächst nach Jordanien, bevor sie endgültig nach Australien auswanderten. Einige Familien haben sich in Frankreich niedergelassen. Mehr als die Hälfte ist in die Ninive-Ebene zurückgekehrt, hauptsächlich nach Qaraqosh. "Die Ereignisse haben der christlichen Gemeinschaft gezeigt, dass ihre Zukunft im Land ungewiss ist und dass die staatlichen Behörden sie nicht wirklich geschützt haben. Die Christen haben das Vertrauen in die Institutionen ihres Landes verloren!"

Mehrere Wellen von christlichen Flüchtlingen
In Sulaymaniyya leben in einer überwiegend muslimischen Bevölkerung rund 500 christliche Familien, die seit langem dort ansässig sind. Flüchtlinge kamen aus Mossul und Bagdad, wo der Angriff auf die syrisch-katholische Kathedrale Sayidat al-Najat (Unsere Liebe Frau von der Immerwährenden Hilfe) das Signal für die Abreise der Christen gab. Am 31. Oktober 2010 hatten Al-Qaida-Terroristen während der Messe 46 Gläubige, darunter Frauen und Kinder, und zwei junge Priester, den 27-jährigen Wassim und den 32-jährigen Taher, ermordet.
Dann kam die Invasion der christlichen Dörfer in der Ninive-Ebene durch die Daesh-Terroristen im Sommer 2014. Etwa 500 Familien flüchteten daraufhin in diese Region Kurdistans. Es gibt etwa 300 Evangelikale in der Stadt sowie 500-600 ausländische Christen. Es handelt sich um Haushaltshilfen, Krankenschwestern und Ingenieure von den Philippinen, aus Indien und Pakistan, aber auch aus Eritrea und Äthiopien sowie einige ägyptische Kopten und Menschen aus dem Westen.

Salafisten und Wahhabiten sind noch in der Minderheit
Das Zusammenleben ist im Prinzip gut, stellt Pater Jens fest, denn die große Mehrheit sind sunnitische Muslime, mit einem grossen Anteil an Sufi-Muslimen und traditionellen, gemässigten Muslimen. "Es gibt auch Salafisten und Wahhabiten, die im Moment noch in der Minderheit sind, aber Imane machen sich Sorgen über die Entwicklung und fragen sich, wie sie die jungen Leute im traditionellen Islam halten können!"
"Unsere Arbeit besteht darin, alle aufzunehmen, Muslime, Christen, Jesiden - sie sind es, die am schlimmsten verfolgt wurden - , ihnen Elemente zu geben, um das Leben in der Gesellschaft zu organisieren, indem wir daran arbeiten, die Vorurteile abzubauen, die in der traditionellen Gesellschaft sowohl bei Christen als auch bei Muslimen vorhanden sind. Die Gesellschaft verändert sich, ist aber immer noch sehr patriarchalisch geprägt. Manche verstehen nicht, dass wir in unserem Kloster sowohl kurdische als auch arabische Muslime aufnehmen - und verschleierte muslimische Frauen! Es gibt viele Wunden zu heilen, denn fast alle haben Traumata und Nachwirkungen des Krieges erlebt".

Interreligiöser Kultur-, Forschungs- und Lernraum
Im Kloster der Jungfrau Maria, in dem ein Projekt für einen interreligiösen Kultur-, Forschungs- und Lernraum durchgeführt wird, geben Fachkräfte unter anderem Kurse über die Rolle der Frau in der lokalen Gesellschaft. In diesem "Ort der Gastfreundschaft für Frauen und Männer", der Sprachkurse - Kurdisch für arabischsprachige Menschen, Arabisch für kurdischsprachige Menschen - , aber auch Englischkurse anbietet. Es werden auch Räumlichkeiten für die Berufsausbildung zur Verfügung gestellt, die auf Berufe wie Elektriker, Klempner, Schmied, Schweisser, Tischler, Schneider und Sekretäre vorbereitet. Die Gemeinschaft hat auch ein kleines multiethnisches, mehrsprachiges und multireligiöses Theater gegründet. Pater Jens schloss: "Deir Maryam Al-Adhra ist ein schlagendes Herz im Nordosten des Irak".

Mit Ihrer Spende können Sie die Arbeit der Kirche für die Christen im Irak unterstützen.