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Paraguay – Die Indianer-Gemeinden am Rio Paraguay

Das südamerikanische Binnenland taucht selten auf dem Radar der Weltöffentlichkeit auf. Über das Land im Schatten Argentiniens und Brasiliens weiss man wenig. Paraguay ist flächenmässig 10 Mal grösser als die Schweiz, doch bewohnen es gerade mal 7 Mio. Menschen. Insbesondere der tropische Norden und Nordwesten sind dünn besiedelt, dennoch ist die katholische Kirche auch dort präsent. Das Gebiet des unwirtlichen Alto Paraguayo stellt sowohl die Bewohner wie auch die Kirche vor grosse Herausforderungen.

von Ivo Schürmann - «Kirche in Not»

Aus der paraguayischen Hauptstadt Asuncíon erreicht man den Hauptort der Provinz Alto Paraguayo, Fuerte Olimpo, am schnellsten mit dem Flugzeug. Die Reise mit einer aus spanischer Produktion stammenden CASA-Maschine führt die paraguayische Luftwaffe durch. Jeden Mittwoch gibt es einen Flug mit drei Zwischenlandungen. Das Flugzeug macht viel Lärm, die Sitze sind hart und unbequem. Doch als Alternative bleibt nur eine vielstündige Busreise auf unwegsamen Strassen. Die Piloten bringen die Maschine sicher nach Fuerte Olimpo und beim Ausstieg erkundigt sich der Captain, woher der ausländische Besucher kommt. Europäer reisen selten in diese Ecke Paraguays. Mit der Schweiz wird sofort Roger Federer in Verbindung gebracht – als dessen grosser Fan sich der Militärpilot outet.

Fuerte Olimpo
Im Hauptort des Alto Paraguay leben knapp 1‘500 Bewohner. Abgesehen von der Kathedrale auf einem der Hügel der Stadt gibt es hier keine markanten Bauwerke.
Der jugendlich wirkende Msgr. Gabriel Escobar ist seit wenigen Jahren verantwortlich für das Apostolische Vikariat. Der Bischofssitz ist karg eingerichtet und das ein Steinwurf entfernt liegende kleine Seminar wurde mit Hilfe von «Kirche in Not» modernisiert. Msgr. Gabriel ist es ein grosses Anliegen, den jungen Menschen eine gute Ausbildung zu ermöglichen und sie auch für den Dienst in der Kirche zu begeistern. Aktuell studieren 3 Jugendliche im Seminar – zu Beginn des Semesters waren es deren 7. Das grosse Ziel des Bischofs ist es, den ersten Priester aus diesem Vikariat hervorzubringen. Die drei Jugendlichen wirken fröhlich und überzeugt auf ihrem Weg. Im Gottesdienst am Abend stehen sie dem Bischof in der Liturgie zur Seite. Christhian ministriert, die beide anderen singen. Als eine Vogelspinne während des Gottesdienstes durch die Kirchenbänke spaziert, ängstigt sich der Besucher aus Europa. Die Einheimischen bleiben ruhig – Vogelspinnen und Schlangen sind für sie Alltag.

Alto Paraguayo
22‘000 Bewohner leben in diesem Teil Paraguays. Die meisten finden ein Auskommen auf einem Viehbetrieb von Grossgrundbesitzern, die sehr oft aus dem Ausland kommen. Da Paraguay arm ist, kostet das Land wenig, was sich vor allem reiche Brasilianer zunutze machen. Die Paraguayer arbeiten oft in prekären Arbeitsverhältnissen. Ihre Kinder erhalten oft nur eine sehr einfache Schulbildung. Die Kirche will das ändern, weshalb das Apostolische Vikariat ein grosses Internat in Nu Apu’a unterhält. Unter der Leitung des Direktors Enrique werden 68 Jungs und 40 Mädchen auf die Matura vorbereitet. Es ist eine der wenige Gymnasien in diesem Gebiet. 3 Ordensschwestern kümmern sich um die Katechese und stehen den Jugendlichen im Alltag seelsorgerisch zur Seite. Bischof Gabriel schaut regelmässig vorbei und feiert mit den Schülerinnen, Schülern und Lehrerpersonen die Eucharistie. Bevor die Schüler und die Schülerinnen die Schulzimmer betreten, prüfen sie genau, ob sich nicht irgendwo eine Schlange versteckt. Schlangen gibt es viele – auch giftige. Der nächste Arzt befindet sich viele Kilometer entfernt.

Indianer-Gemeinden
Carmelo Peralta liegt südlich von Fuerte Olimpo am Rio Paraguay. In der Pfarrei wirken zwei ältere Priester, der Paraguayer Armindo Barrios und Luigi Nardon, ein italienischer Missionar. Im Garten des Pfarrhauses stehen Mango-Bäume, die unzählige Mangos tragen. Mango-Bäume sind typisch für Paraguay.
Padre Armindo besucht am Nachmittag die weiter unten am Fluss liegenden Indianer-Gemeinden. Er ist für ihre Betreuung verantwortlich. Die Mehrheit der indigenen Bevölkerung bekennt sich zum katholischen Glauben. Salesianer waren es, die ihnen nebst dem Glauben die Grundbucheinträge für ihre Grundstücke besorgten und Elektrizität in die Dörfer brachten.
Das Ehepaar Dominga und Salvador sind im Auftrag von Padre Armindo verantwortlich für die Gemeinde Don Bosco de la Punta. Dominga bestätigt das Interesse der Menschen am Glauben: „Am Samstag sind die Religionsunterrichtskurse immer gut besucht. Am Sonntag besuchen immer alle Bewohner den Gottesdienst, auch wenn Padre Armindo einmal nicht mit uns sein kann. Wichtig ist den Menschen, dass sie das Wort Gottes hören können.“ Die Kapelle in Don Bosco de la Punta wurde von «Kirche in Not» finanziert. Auch andere Kapellen indigener Gemeinschaften stehen nur dank der Hilfe durch das Hilfswerk. Die Indios verfügen nicht über die Mittel, selbst eine Kapelle zu erstellen. Sie pflegen ihren eigenen Lebensstil – die meisten in dieser Gemeinde arbeiten nur zwischen April und Oktober, wenn brasilianische Touristen Schifffahrten auf dem Rio Paraguay machen. Sie leben bescheiden, aber zufrieden. Padre Armindo versteht sich gut mit ihnen und schätzt sie sehr. Ihn beeindrucken ihr Gottvertrauen und ihre Genügsamkeit.

Ivo Schürmann besichtigte Ende 2016 diverse Projekte von «Kirche in Not» in Paraguay.

Knapp 90% der Menschen in Paraguay bekennen sich zum katholischen Glauben. Viele Freikirchen, v.a. aus Brasilien sind aktiv in Paraguay – bislang mit überschaubarem Erfolg. Die Gemeinschaft der Mennoniten befindet sich seit den 1920er-Jahren in Paraguay. Es ist eine in sich geschlossene, aber wirtschaftlich erfolgreiche Gemeinschaft. Ohne die Hilfe aus dem Ausland wäre das Wirken der katholischen Kirche in Paraguay nicht so segensreich möglich wie dies heute der Fall ist. «Kirche in Not» stellt der katholischen Kirche Paraguays jährlich ca. CHF 1 Mio. für Projekte zur Verfügung.

Fotos:

  1. Angehörige der indigenen Bevölkerung in der Kapelle (Bild: «Kirche in Not»)
  2. Der Pilot nach der Ankunft am Flughafen von Fuerte Olimpo (Bild: «Kirche in Not»)
  3. Msgr. Gabriel Escobar mit Seminaristen (Bild: «Kirche in Not»)
  4. Eine Ordensfrau im Internat in Nu Apu’a mit Gemüse (Bild: «Kirche in Not»)