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PAKISTAN: „Bildung ist der Schlüssel für jede Nation, die ihre Gesellschaft verändern will.“

Bischof Samson Shukardin OFM leitet das Bistum Hyderabad, eine von sieben Diözesen in Pakistan, in der 60.000 Christen leben. Das Bistum betreibt 56 Schulen mit mehr als 13.000 Schülern. In Pakistan stehen Christen und andere Minderheiten vor einer Reihe Herausforderungen, die von fundamentalistischen religiösen Gruppen ausgehen. Bischof Shukardin sprach mit der Päpstlichen Stiftung Aid to the Church in Need (ACN) im Rahmen einer kürzlich stattgefundenen Reise in die Vereinigten Staaten.

Welche Auswirkungen hatten der Freispruch für Asia Bibi sowie die Erlaubnis, das Land zu verlassen?

Die Befreiung von Asia Bibi ist ein großer Verdienst der Regierung, für den pakistanische Christen sehr dankbar sind. Es gibt jedoch eine ganze Reihe ähnlich gelagerter Fälle, die nicht das gleiche Interesse geweckt haben. Anti-Blasphemie-Gesetze bleiben ein großes Problem im Land. In den letzten 20 Jahren wurden mehr als 1.500 Menschen der Blasphemie beschuldigt, in vielen Fällen von Seiten muslimischer Minderheitengruppen.

Wie äußert sich der radikale Islam in Pakistan?

Die islamische Lehre setzt zurzeit ihre Lebensweise konsequent durch. Nach Ansicht des radikalen Islams dürften Minderheitengruppen kein normales Leben führen. Sicherlich sind nicht alle Muslime Fundamentalisten, in den meisten Fällen sind sie sehr gute Menschen. Was uns Sorgen bereitet, sind das Anti-Blasphemie-Gesetz sowie Entführungen und Zwangsehen.

Muslime glauben, dass die Bekehrung eines Menschen zum Islam das ewige Leben garantiert Wenn ein Versuch in diese Richtung scheitert, gibt es immer wieder welche, die Menschen entführen. Entführungen und Zwangsehen sind in ländlichen Gebieten, in denen die Menschen wenig Bildung haben, sehr verbreitet. Auch am Arbeitsplatz werden Minderheiten diskriminiert, was vor allem junge Menschen trifft.

Es gibt Berichte, dass Schulbücher in den staatlichen Schulen ein sehr negatives Bild vom Christentum vermitteln.

Minderheiten gelten als untreu, so dass ihre Darstellung in Schulbüchern negativ ist. Dies fördert Vorurteile gegen sie.

Warum hassen Radikale das Christentum so sehr?

Fundamentalisten glauben, dass der Islam die einzig vollständige Religion ist, dass das Heil nur im Koran zu finden ist, weil es das letzte heilige Buch sei. Sie glauben jedoch an die Bibel als Buch Gottes, weil viele Aussagen im Koran auf der Bibel basieren. Sie respektieren Jesus und Maria. Dies gilt sowohl für Fundamentalisten, als auch für gemäßigte Muslime. Das Christentum wird jedoch mit dem Westen und den Vereinigten Staaten in Verbindung gebracht. Dies ist einer der Hauptgründe, warum muslimische Extremisten Christen und andere Minderheiten ablehnen. Wenn der Westen Muslime irgendwo auf der Welt angreift, reagieren wütende Fundamentalisten oft mit Angriffen auf Kirchen. Es gibt jedoch viel mehr Angriffe auf Moscheen als auf Kirchen, denn fundamentalistische Muslime töten auch moderate Muslime.

Haben Christen Angst vor dem Alltag?

Die meisten Minderheiten, insbesondere Christen, leben in Angst vor Angriffen und Verfolgung.

Was braucht die Kirche in Pakistan am meisten?

Wir brauchen mehr Schulen und finanzielle Hilfe für arme Familien. Wir brauchen ebenfalls Mittel, um diesen Familien zu helfen, um die Ausbildung ihrer Kinder zu finanzieren. Viele können sich das nicht leisten - erst recht nicht, um höhere Abschlüsse zu erwerben. Bildung ist der Schlüssel für jede Nation, die danach strebt, die Gesellschaft zu verändern.

Ist die staatliche Schule ein feindseliges Umfeld für christliche Schüler?

Dies hängt davon ab, wo die Schule ist und wie sie funktioniert. Viele Minderheiten geben ihren Kindern islamische Namen, damit sie nicht als Christen angeprangert und zu möglichen Zielen für Diskriminierung auf Primar-, Sekundar- oder Universitätsebene werden. In vielen Fällen werden Schüler von Minderheiten Opfer von Übergriffen.

Trotz aller Schwierigkeiten und Bedrohungen ist der Glaube der christlichen Gemeinschaft sehr stark, und die Kirchen sind sonntags voll. Wie erklären Sie sich das?

Die christliche Gemeinschaft ist tief in ihrem Glauben verwurzelt. Die Kirchen sind an Wochenenden und an den wichtigsten Feiertagen voll. Die Menschen sind stolz auf ihre Religion. In der Kirche liegt die große Quelle und Ermutigung ihres Glaubens.

Im Jahr 2018 unterstützte Aid to the Church in Need die pakistanische Kirche mit über 730.000 Euro.  Diese Hilfe wurde unter anderem zur Unterstützung zukünftiger Priester, zur Existenzhilfe für Ordenschristen (einschließlich derjenigen, die Schulen leiten) sowie für verschiedene pastorale Programme verwendet.