Pater Werenfried van Straaten - Gründer von «Kirche in Not (ACN)»
Gebt mir Speck.“ Diese Bitte hat ihn in weltweit berühmt gemacht. In belgischen und holländischen Dorfkirchen, in denen er auf die Not im soeben besiegten Deutschland aufmerksam machte, hat sich Werenfried van Straaten nach Ende des Zweiten Weltkriegs den Namen „Speckpater“ verdient.
Die materielle und geistige Not von Flüchtlingen im Nachkriegsdeutschland war es, die den Prämonstratenser zu seiner ersten Hilfsaktion veranlasste. Von seinem belgischen Kloster Tongerlo aus begann der Ordensmann, der eigentlich Künstler werden wollte, für die hungernden Deutschen Speckseiten bei den Bauern zu erbitten. Ein damals höchst unpopuläres Unterfangen, dem selbst Bischöfe widersprachen. „Ich fürchte, dass die Kirche zu oft Menschen behindert und klein hält, die grosse Ideen haben“, betonte er, der sich als moderner Bettelmönch sah. Da schwangen eigene Erfahrungen mit.
Unkonventionelle Ideen im Gepäck
Immer wieder griff Pater Werenfried zu unkonventionellen Ideen: Im zerstörten Deutschland rüstete er Sattelschlepper mit Kapelle, Beichtstuhl und Wohnräumen für Missionare aus. Zu Beginn der 50er-Jahre rollten 35 Kapellenwagen durch Westdeutschland. Ähnlich unkonventionell engagierte er sich auch im nach-sowjetischen Russland. Dort finanzierte sein Hilfswerk den Bau von „schwimmenden Kirchen“, die orthodoxe Geistliche über Don und Wolga zu abgelegenen Gemeinden bringen.
Unterstützung für Christen in Osteuropa und Russland
Besonderes Augenmerk richtete van Straaten auf die Christen in Osteuropa und Russland: Während des Kommunismus unterstützte er sie mit Geld, Hilfsgütern und Bibeln. Dabei baute er ein riesiges Netz an geheimen und öffentlichen Kontakten auf. Nach dem Zerfall des Ostblocks arbeitete er an seiner Vision: der Einheit von katholischer und orthodoxer Kirche. Auch auf Wunsch von Papst Johannes Paul II. schnürte Pater Werenfried 1994 ein Hilfsangebot für die innerlich zerrissene orthodoxe Kirche und baute Kontakte mit zahlreichen Bischöfen auf.
Die Initiative des „Speckpaters“ geht mittlerweile über Osteuropa hinaus: In 23 Ländern ist sein 1947 gegründetes Hilfswerk mit Sitz in D-Königstein im Taunus mit eigenen Sektionen vertreten, die jährlich etwas mehr als CHF 100 Mio. für die rund 5 000 Projekte in 140 Ländern sammeln.