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  • Das entführte und zwangsverheiratete Mädchen Maira Shahbaz, Pakistan.
  • Nighat Shahbaz, Pakistan, Mutter von Maira Shahbaz
  • Eine Strasse in Pakinstan

Pakistan: Die Fatwa eines Grossmuftis gibt Hoffnung

Eine christliche Familie in Pakistan, die darum kämpft, dass ihre mutmasslich entführte 14jährige Tochter nach Hause zurückkehrt, hat Hoffnung geschöpft, nachdem der Grossmufti einer örtlichen Moschee eine Fatwa erlassen hat.

Muhammad Asad Ali Rizvi Efi erliess seitens der sunnitischen Rizvi Jammah Moschee am Jhung Bazar in Faisalabad ein islamisches Rechtsgutachten, das die von Mohamad Nakash bei Gericht vorgelegte Heiratsurkunde als falsch (batil) beurteilte. Nakash behauptet, mit dem entführten Mädchen, Maira Shahbaz, gültig verheiratet zu sein.

Mutter erlitt Herzanfall
Das Amtsgericht von Faisalabad hatte im Mai zugunsten von Nakash entschieden, aber Mairas Familie hofft, dass die Stellungnahme des Grossmuftis im Berufungsverfahren am Obersten Gerichtshof von Lahore ausschlaggebend sein werde.
Mairas Mutter, Nighat Shahbaz, die im Mai bei der Anhörung vor Gericht einen Herzanfall erlitten hatte und ins Krankenhaus eingeliefert worden war, erklärte gegenüber «Kirche in Not (ACN)», das sich für verfolgte Christen einsetzt, dass sie Sehnsucht nach ihrer Tochter habe: “Ich wache jede Nacht um zwei Uhr auf und bete zu Gott um Mairas Rückkehr. Niemand hat das Recht, ohne die Erlaubnis der Mutter ein Kind aus seiner Familie herauszureissen. Ihr wurde ihre Kindheit, ihre Jugend und alles, was sie kannte, genommen.”

Gefälschte Dokumente
Lala Robin Daniel, ein Freund der Familie und Menschenrechtsaktivist aus Faisalabad, der sich für die Rückkehr des Mädchens einsetzt, sagte: “Hinsichtlich der Art und Weise, wie die Muslime die Eheschliessung betrachten, ist die Stellungnahme des Grossmuftis von Bedeutung. Die Heiratsurkunde ist zweifellos gefälscht. Die Unterschrift des Imams, der die Eheschliessung durchgeführt hat, ist falsch, die bestehende vorherige Ehe von Herrn Nakash wird nicht erwähnt, es liegt kein Einverständnis der Frau vor, mit der er bereits verheiratet ist – alles das zeigt deutlich, dass es sich um einen Betrug handelt.”
Obgleich die Polizei Daniels Angaben nach Fortschritten darin gemacht habe, Nakash aufzuspüren, bleibe sein genauer Aufenthaltsort weiterhin unbekannt und es sei davon auszugehen, dass er sich versteckt halte.

Chancen auf Gerechtigkeit bestehen
Zwei christliche Männer sagten aus, sie hätten Nakash und zwei Komplizen gesehen, wie sie Waffen schwangen und Maira am Nachmittag des 28. April, während des Corona-Lockdowns, entführten.
Als der Fall im Amtsgericht von Faisalabad angehört wurde, behauptete Nakash, er habe Maira im vergangenen Oktober geheiratet, als sie nach Aussage der Familie erst 13 Jahre alt war. Nakash behauptet, Maira sei 19, aber die Familie legte eine Geburtsurkunde sowie offizielle Dokumente der Kirche und der Schule vor, die belegen, dass sie 2005 geboren wurde.
Der Anwalt der Familie, Khalil Tahir Sandhu, hat Berufung beim Obersten Gerichtshof von Lahore eingelegt, aber aufgrund der bis September dauernden Gerichtsferien muss der Termin noch festgelegt werden.