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UKRAINE: „Die Zukunft der Kirche liegt in der mit Gott vereinten Familie“

In der Ukraine sinkt die Geburtenrate dramatisch. Mehr denn je müssen die Ukrainer den Wert der Familie als den Ort, der Berufungen hervorbringt, wieder neu entdecken. Magda Kaczmarek hat "Kirche in Not (ACN)" auf dem von der römisch-katholischen Kirche der Ukraine im Jahr 2019 veranstalteten Familienkongress vertreten.

Magda Kaczmarek, Sie sind gerade eben aus der Ukraine zurückgekehrt, wo Sie die katholische Kirche besuchen konnten. Was für einen Gesamteindruck haben Sie vom Land gewonnen?

Die Ukraine ist ein großes, schönes und ein sehr gastfreundliches Land. Es ist aber auch ein Land, das von siebzig Jahren Kommunismus gezeichnet ist. Dies spiegelt sich in den Schwierigkeiten wider, denen junge Menschen begegnen, wenn sie etwas anpacken wollen. Die kommunistische Zeit prägt weiterhin die Gesellschaft. So zeigen sich zum Beispiel schlechte „Gewohnheiten“ in einer durch Korruption verseuchten Verwaltung. Viele Ukrainer denken, dass ihr Land keine Zukunft hat. Die jüngsten und die am besten Ausgebildeten wandern aus. Andere verzweifeln. Die Perspektivlosigkeit führt zu Alkoholismus, zur Entzweiung der Familien, usw. Die Familie ist das Hauptopfer.

65% Prozent der Kinder wachsen ohne Vater auf. Jeden Tag werden 300 Abtreibungen durchgeführt.... und das in einem Land, das tragischerweise über zu wenige Kinder verfügt. Denn die Fertilitätsrate liegt bei 1,38. Es wäre jedoch eine Rate von 2,1 erforderlich, um den Generationenwechsel sicherzustellen. Erzbischof Claudio Gugerotti, Apostolischer Nuntius in der Ukraine, fasste das Problem treffend zusammen: Es fehlt an Hoffnung in der Gesellschaft und an Liebe in den Familien.

Was können Sie über die katholische Kirche in der Ukraine sagen?

Die katholische Kirche in der Ukraine besteht aus der griechisch-katholischen Kirche und der römisch-katholischen Kirche. Letztere ist die kleinste Kirche mit nur 1,5 Millionen Gläubigen, aber sie leistet eine bemerkenswerte Arbeit. Sie erwacht nun nach der kommunistischen Zeit wieder zu neuem Leben. Es ist überraschend zu sehen, wie jung ihr Klerus ist, ein Zeichen ihrer Wiedergeburt. Für den Wiederaufbau braucht sie unsere ganze Unterstützung. Deshalb gehört die Ukraine mit einem Jahresbudget von mehr als 3 Millionen Euro zu den Ländern, die am meisten Hilfe von ACN erhalten.

Trotz ihrer zahlenmäßig kleinen Größe hilft die römisch-katholischen Kirche vor allem der noch im Kriegsgebiet im Ostteil des Landes lebenden Bevölkerung durch materielle und geistliche Unterstützung durch das Christian Rescue Center (Christliches Rettungszentrum. Sie hilft auch denen, die aus der Gegend fliehen und versuchen, ihr Leben anderswo wieder aufzubauen. Sie kümmert sich um die Seelsorge und um Menschen, die sich Fragen über Gott und das Evangelium stellen.

Die Kirche in der Ukraine ist sich dessen bewusst, dass über die politischen Schwierigkeiten hinaus, die das Land durchmacht, die Verteidigung der Familie ihr oberstes Anliegen sein muss. Ich war sehr beeindruckt von den Referaten, die beim Kongress gehalten wurden. Sie kamen oft von Eltern, die sich im geistigen und materiellen Gemeindeleben sehr engagieren. Sie haben viele Kinder – durchschnittlich 5,7 und sogar bis zu 10 ­–, was vor allem in der Ukraine sehr außergewöhnlich ist. Sie nehmen das Problem der Hoffnungslosigkeit ernst. Ich glaube, dass das Engagement dieser Menschen zeigt, dass die Zukunft der Kirche in der Familie liegt, die bei Gott lebt, in der tägliche Gebete, Katechese, die Liturgie, Festen mit Familienmahlzeiten usw. eine Rolle spielen.

Sie sind allerdings sehr wenige. Wie könnte ihr Beispiel für eine geistliche Wiedergeburt in der Ukraine sorgen?

Ein Schlüssel sind meiner Meinung nach die geistlichen Bewegungen. Die Familienväter und -mütter, die ein so schönes Zeugnis ihres Glaubenslebens im Schoß der Familie abgelegt haben, gehören Gemeinschaften wie dem Neokatechumenalen Weg, den Familien von Nazareth oder der Hauskirche an, um nur einige zu nennen. Diese Gemeinschaften sind dynamische Orte, an denen sich Christen begegnen, und eine sehr positive Interaktion haben. Papst Franziskus selbst hat das gesagt: Wir leben in Zeiten, in denen Christen ihren missionarischen Impuls innerhalb dieser Bewegungen wiedererlangen können, wie in den frühen Tagen des Christentums.